Petruschkis Fahrt ins Blaue - Zwischenspiel - Auf dem Weg zu El Greco
Wir kommen zurück zu unserer Reise…
Im Dezember 2019 machten wir eine Reise mit Bus und Bahn durch Spanien, Frankreich, Deutschland, Belgien, Großbritannien und Irland. Ziel war die Ausstellung Protest! von Derek Jarman in Dublin. Auf dem Weg dorthin gab es soviel zu sehen. Am Ende hatten wir 21 Ausstellungen besucht und auch einige andere interessante Geschichten entdeckt.
Das ist ein Fischrestaurant auf dem Cours Albert 1er. ich weiß nicht wie es hieß und ich war auch nicht drin. Aber mir haben die Farben gefallen, blau und grün und perlmutt und dass es Dezember war und wenn wir gewollt hätten oder besser gesagt, wenn uns jemand eingeladen hätte, dann hätten wir uns hersetzen können, draussen, an einem Nachmittag im Dezember in Paris.
Schon schimmert der Stein in anderem Licht als ich aus der Hans Hartung Ausstellung komme. An diesem Dezembertag wärmt die früh tiefstehende Sonne die steinernen Figuren und gibt ihnen etwas Nahes und Knuddeliges.
Das ist Erato, auf deutsch‚ die Liebevolle, die Liebliche, in der griechischen Mythologie ist sie eine der neun Musen. Sie ist die Muse der Liebesdichtung, der Lyrik, des Gesanges und des Tanzes. Erato ist eine Tochter des Zeus und der Mnemosyne.
Hier sehen wir also Venus, in der griechischen Mythologie Aphrodite. Man nennt sie auch Die Schaumgeborene. Nach Hesiod ist sie die Tochter des Uranos. Dessen Sohn Kronos schnitt ihm, auf Rat seiner Mutter Gaia, die Geschlechtsteile mit einem Sichelhieb ab und „warf diese hinter sich“ ins Meer. Das Blut und der Samen vermischten sich mit dem Meer, welches ringsum aufschäumte und daraus Aphrodite gebar, die nach Hesiod zunächst auf Kythera, dann an der Küste von Zypern an Land ging.
Deswegen ist sie hier wohl auf einem Delphin und kleinen kringeligen Meereswogen dargestellt.
Das ist Lässigkeit am Nachmittag. Der Eifelturm steht hinterm Baum. Lässigkeit fällt mir an diesem Tag schwer. Für den nächsten Tag, den 5. Dezember 2019, ist in Frankreich Generalstreik angesagt. Das heisst Mussen zu und die Metro fährt nur sehr eingeschränkt. Zum Glück haben wir Karten für die Greco Ausstellung am heutigen Tag. Und anders als geplant, werden wir uns danach auch noch die Ausstellung Toulouse-Lautrec -Résolument moderne- anschauen. Denn am Freitagabend geht es weiter nach München. Und morgen wird alles zu sein. Wir müssen uns also vom Musée d`Orsay und von Félix Fénéon verabschieden. Der 1861 geborene Kunstkritiker, Anarchist, Zeitschriftenherausgeber und Galerist Félix Fénéon war ein Querkopf und Dandy. Er war 13 Jahre im Staatsdienst und vielleicht Bombenleger. Ausserdem war er ein Vertrauter der Spätimpressionisten, später auch von Matisse, Apollinaire und Picasso, Herausgeber von Rimbaud und James Joyce und Sammler afrikanischer Kunst. Was für ein spannender Mensch. Aber die Ausstellung bleibt ab morgen wegen Streik geschlossen.
Das goldenes Licht schmeichelt dem „Zouave de Paris“. Dieser Zuaven-Soldat wacht seit 1854 über die Seine. Zuaven nannten sich die Angehörigen historischer Infanterieeinheiten. Der Name geht auf den kabylischen Stamm der Zuauas im Distrikt Zuaua (Zuavia) in der algerischen Provinz Constantine zurück, der bereits zu Zeiten des Osmanischen Reiches Söldnertruppen stellte, die für ihre Tapferkeit berühmt waren. Der „Zouave de Paris“ befindet sich am Fuß der Brücke Pont de l’Alma und gilt als inoffizieller Hochwasserindikator. Wenn das Seinewasser seine Füße erreicht, werden die Uferwege gesperrt. Wenn es bis zu seinen Hüften steht, ist der Fluss nicht mehr schiffbar. Als 1910 beim Jahrhunderthochwasser nur noch sein Kinn über das Wasser ragte, war das Besorgnis der Einwohner groß. Für offizielle Hochwassermessungen wird diese Figur schon lange nicht mehr benutzt, doch für die meisten Pariser ist der Zouave de Paris weiterhin der einzig wahre Indikator.
Der Vorgänger der heutigen, 142,5 m langen und 42 m breiten stählernen Pont de l’Alma war eine 1856 von Napoleon III. eröffnete Bogenbrücke. Napoleon ließ die Brücke nach der Schlacht an der Alma benennen. Am 31. August 1997 starben Lady Di und Dodi Al-Fayed nach einem Autounfall in dem dortigen Tunnel.
Die Pont des Invalides ist die niedrigste Brücke über die Seine. Sie befindet sich zwischen der Pont d` Alma und der Pont Alexandre III direkt am Hôtel des Invalides. Das ist ein ursprünglich unter der Bezeichnung Hôtel royal des Invalides im Auftrag von König Ludwig XIV. errichtetes Heim für Kriegsversehrte und berufsunfähige Soldaten. Heute beherbergt es mehrere Museen, darunter das riesige, geradezu ausufernde Musée de l’Armée, sowie im Invalidendom die Grabstätten Kaiser Napoleons I. und anderer Militärs. Die vier hohen Pfeiler gehören nicht zur Pont des Invalides, sondern zur Pont Alexandre III. dahinter.
Links auf dem Foto sehen wir die Anlegestelle der Bateaux Mouches. Hier kann man die Tickets für die Seinerundfahrten kaufen. Der Begriff „Bateau-Mouche“ bezeichnete im 19. Jahrhundert mittels einer Schiffsschraube angetriebene kleine Boote, die zur Beförderung von Gütern oder Personen auf Flüssen oder Kanälen genutzt wurden. Deren Konzept wurde in einer Werkstatt im Lyoner Stadtviertel La Mouche entwickelt, was die Bezeichnung dieser Schiffe erklärt. Seit 1867 wurde auf der Seine in Paris Fahrgastverkehr mit „Bateaux-Mouches“ durchgeführt.
Im Hintergrund sieht man das Roue de Paris, das Pariser Riesenrad. Es steht in der Tradition der Grande Roue de Paris, das zur Weltausstellung 1900 errichtet und 1937 abgebaut worden war. Seit Ostern 2010 gibt es wieder ein Riesenrad in Paris mit einer Höhe von 55 Metern. Es steht während des Jahres an vier verschiedenen Orten: von April bis Mai auf der Foire du Trône, im Juli und August auf der Fête des Tuileries, von September bis Oktober auf der Fête à Neu-Neu und von Mitte Dezember bis Januar auf der Place de la Concorde am Eingang des Jardin des Tuileries auf dem Pariser Weihnachtsmarkt, wie man es hier sieht.
Da ist es nochmal, das Fischrestaurant mit den schönen Farben.
Hier befinden wir uns am linken Seineufer flussaufwärts am Eingang zur Pont Alexandre III, an einem der 17 Meter hohen Pylonen die die Brücke begrenzen. Auf jeder dieser Säulen befindet sich ein Pegasus der von einer Fama, der Göttin des Ruhms geritten wird. Das hier ist “La renommée au combat” (Ruhm im Kampf) von Pierre Granet (1843–1910).
Die Pont Alexandre III ist die schnörkeligste, goldener als goldene Seine-Brücke. Sie wurde eigens für die Weltausstellung im Jahr 1900 im Stil der Belle Epoque erbaut. 15 Künstler arbeiteten an ihren Verzierungen. Vier große, jeweils siebzehn Meter hohe Pfeiler – zwei auf jeder Seite – stehen an beiden Eingängen der Brücke. Sie sind Symbole für Industrie, Handel, Landwirtschaft und Krieg. Nachts wird die Brücke von 32 Kandelabern mit Kristallfenstern beleuchtet. Soll sehr romantisch aussehen. Ich habs nicht gesehen.
Eine Nymphe der Seine mit dem Wappen von Paris, das man hier nicht sieht. Dafür zündet sie ihren Stab an der Sonne an.
Und nochmal die Nymphe der Seine. Wir geniessen die Sicht an diesem golblauen Dezembernachmittag und machen uns jetzt auf den Weg ins Grand Palais zur Ausstellung “Greco”.